Das Präteritum als spezielle Zeitform
Sonderfall werden und sein
Zunächst einmal: Für das Präteritum wird oft auch der Begriff „Imperfekt“ verwendet. Deswegen benutze ich hier beide Begriffe synonym.
Das Präteritum beziehungsweise Imperfekt nennt man im Deutschen auch „einfache Vergangenheit“. Das liegt sicher daran, dass man diese Zeitform „einfach“ durch eine spezielle Präteritumsendung bilden kann. So einfach ist es am Ende dann aber leider doch nicht, weil es verschiedene Verbtypen gibt, die das Präteritum unterschiedlich bilden.
Im folgenden Abschnitt erkläre ich Ihnen dazu alles, was ich aus meiner Perspektive als Deutschlehrer dazu sagen kann.
Die Bildung der grammatischen Zeitform des
Präteritums bei regelmäßigen / schwachen Verben
Wie gesagt, ist die Bildung nicht immer ganz einfach, weil es darauf ankommt, mit welchen Verben wir es zu tun haben.
Grundsätzlich gibt es
- regelmäßige bzw. schwache Verben
- unregelmäßige / starke Verben
- Mischverben
- Modalverben
- das Verb „sein“
- Präteritum von werden
Wir erinnern uns kurz an die folgende Darstellung, die ich Ihnen bereits auf der Page zum Präsens gezeigt habe:
Eine kleine Lernhilfe gebe ich Ihnen in dieser Grafik:
Bitte beachten Sie unbedingt, dass der Buchstabe „e“ in der 2. Person Singular und Plural nicht Teil der Präteritumsendung ist. Dieses „e“ benutzen wir nur, damit wir das ganze Wort besser aussprechen können.
Die Bildung des Präteritums bei unregelmäßigen / starken Verben
Die unregelmäßigen / starken Verben bilden das Präteritum „noch leichter“, da sie kein „t“ benutzen. Die Regel lautet also: Infinitivstamm + Präteritumsendung der unregelmäßigen Verben. Die Präteritumsendung der unregelmäßigen Verben sind fast identisch mit denen der regelmäßigen Verben. Der einzige Unterschied ist, dass es in der 1. und 3. Person Singular gar keine Endung gibt.
In der Grafik wird es sicher verständlicher:
Wenn Sie aufmerksam waren, ist Ihnen aber auch sicher aufgefallen, dass der Vokal des Verbstamms sich geändert hat: Aus „fahr-“ wurde „fuhr“. Das größte Problem dabei ist, dass jedes unregelmäßige Verb andere Vokaländerungen hat. Bei manchen unregelmäßigen Verben ändert sich der Vokal sogar schon im Präsens, und dort auch nur in der 2. und 3. Person Singular; so zum Beispiel bei dem starken Verb „lesen“: Ich lese, du liest, er/sie/es liest, wir lesen, ihr lest, sie/Sie lesen.
In dem folgenden Video erkläre ich alles noch einmal und gebe Ihnen eine tolle Merkhilfe für die Präteritumsendungen der regelmäßigen und unregelmäßigen Verben. Bitte schauen Sie sich das Video unbedingt an – Sie werden staunen :)
In meinem eBook „Deutsch lernen mit Mnemotechniken“ habe ich dieses Phänomen ausführlich erklärt und sogar sehr hilfreiche Lerntechniken für etwa 120 starke Verben entwickelt. Mehr brauchen Sie eigentlich nicht.
Bitte Sie deshalb um Verständnis, dass ich hier nicht weiter darauf eingehen kann. Es würde einfach den Rahmen sprengen.
Die Bildung des Imperfekts bei Mischverben
Mischverben sind eine Mischung zwischen starken und schwachen Verben. Das heißt, diese Verben ändern in verschiedenen Formen ihren Stammvokal wie ein starkes Verb, aber die Präteritumsendung ist genau wie bei den schwachen Verben, also „t“ + Präteritumsendung der schwachen Verben. Hier ein Beispiel für das Mischverb „kennen“:
Zum Glück gibt es nicht sehr viele dieser Verben. Die wichtigsten Mischverben sind:
Modalverben, werden, brennen, kennen, denken, rennen, wissen, bringen, und wahrscheinlich noch ein paar, die ich vergessen habe.
Präteritum von werden
Sehr viele Deutsch Lernende fragen mich immer wieder nach dem Präteritum von werden. Auch dieses Verb ist ein Mischverb. Da der Präsensstamm „werd-“ aber auf „d“ endet, benötigen wir nun kein „t“ zwischen dem Stamm und der Endung. Ansonsten funktioniert werden wie alle anderen Mischverben. Es ändert seinen Stammvokal von „e“ zu „u“ und benutzt die Präteritumsendung der schwachen Verben. Hier eine kleine Lernhilfe für das Präteritum von werden:
Die Bildung des Präteritums bei Modalverben
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, auch die Modalverben zu den Mischverben gehören. Die Vokaländerung ist bei den Modalverben aber sehr einfach. Im Präteritum fällt einfach nur der Umlaut weg. Und dann wird natürlich wie bei allen Mischverben ein „-t“ und die Personalendung der schwachen Verben angehängt. Hier sind Beispiele für das Präteritum / Imperfekt Modalverben „können“, müssen“, „dürfen“:
Die Bildung des Präteritums / Imperfekts bei dem Verb sein
Das Verb „sein“ ist aufgrund seiner sprachhistorischen Entwicklung ein ganz besonderes Verb. Für Ihre Fortschritte beim Deutsch-Lernen ist der genaue Hintergrund nicht wichtig. Damit Sie das verrückte Phänomen ein bisschen besser verstehen, sage ich Ihnen einfach nur, dass es im Mittelalter noch ein anderes Verb mit ungefähr derselben Bedeutung gab.
Dieses Verb hieß „wesen“. In dem neuhochdeutschen Verb „verwesen“ ist dieses ursprüngliche Verb noch enthalten. Jedenfalls hat es sich so entwickelt, dass für die Bildung des Präteritums der Wortstamm von „wesen“ benutzt wurde. Deswegen hat das Präteritum von „sein“ gar keine Ähnlichkeit mehr mit den Präsensformen. Hier also noch einmal eine Zusammenfassung: Das Präteritum von „sein“ wird aus dem Infinitiv des Verbs „wes|en“ abgeleitet. Der Vokal „e“ wird zum „a“ und zusätzlich wird aus dem „s“ ein „r“. Das Verb benutzt die Konjugationsendungen der starken Verben.
Gebrauch des Präteritums / Imperfekts
Diese Form der „einfachen Vergangenheit“ benutzen Sie selten selbst aktiv in Ihrer Alltagssprache. In der Regel benutzen wir das Präteritum in der Schriftsprache (Zeitungen und Literatur). Wenn wir selbst sprechen, benutzen wir in der Regel das Perfekt. Es kommt dabei immer ein bisschen auf den Kontext an.
Deswegen ist es eigentlich wichtiger für Sie, diese Zeitform zu verstehen, als sie selbst aktiv zu benutzen. Wann immer Sie Bücher oder Zeitung lesen, sind Sie sehr oft mit dem Imperfekt konfrontiert.
Auf der Page zum Perfekt erkläre ich ausführlicher das Verhältnis zwischen Imperfekt und Perfekt.
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